DER SPIEGEL.

INFO

DER SPIEGEL – ALLES IST UNSTERBLICH

Eine Ausstellung zu Andrej Tarkowskis Film DER SPIEGEL

28.10.-27.11.2009

Mit Arbeiten von Susanne Kaiser, Heike Keller, Matthias Rummer, Birgit Schuh,      
Gisela Weimann und Julia Ziegler


Eröffnung am Mittwoch, 28.10.2009 um 19 Uhr

Einführung: Julia Kiss (Kuratierung, Organisation)
Musikalische Begleitung:  Duo Oblivión - Laura Pohl, Sopran  und Vladimir Gorup, Bajan

Tarkowskis Film lief anlässlich der Ausstellung im KIF Dresden im "Schwarzen Salon" am 5. November, 15. November, 19. November und 26. November jeweils um 20:30 Uhr.


Die Ausstellung wurde gefördert durch das Amt für Kultur- und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden.
In Kooperation mit dem KIF – Kino in der Fabrik Dresden.

Presseecho

RÜCKBLICK

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THEMA

Anlass der Ausstellung ist Andrej Tarkowskis Film DER SPIEGEL (russ.: Serkalo), welcher in den Jahren 1973-75 entstanden ist.

DER SPIEGEL stellt eine Rückblende des Regisseurs (gest. 1986) auf dessen Lebensgeschichte dar, dessen Suche nach den Wurzeln seiner Herkunft und den Werten einer Generation. Persönlich und individuell Erfahrenes bettet Tarkowski in gesellschaftlich bedeutsame Vorgänge ein, die er durch dokumentarisches Film-material, wie bspw. Kriegsbilder aus der Wochenschau oder Aufnahmen einer explodierenden Atombombe, untermauert, und führt vor Augen, wie einerseits „die kleine Zeitdimension menschlicher Einzelschicksale mit der großen Zeitskala, nach der sich Geschichte bemisst“ [1] gleichzeitig existieren können und wie andererseits historische Momente im Kontext von Naturphänomenen, welche die Zeiten überdauern, an Bedeutung verlieren.

Den Gleichzeitigkeiten innermenschlicher Vorgänge im Zusammenspiel von Gedanken-welt und äußerer Wahrnehmung nahe kommend folgt die filmische Handlung nicht den typischen Schritten einer Nacherzählung, sondern verwebt nach eigenen Zeitgesetzen Vergangenes, Gegenwärtiges und Traumhaftes. Kernthema sind die Beziehungen des Ich-Erzählers zu seiner Mutter und seiner Ehefrau – beide dargestellt durch ein und dieselbe Darstellerin (Margarita Terechowa).

Das Kraftvollste am filmischen Werk Tarkowskis – auch als Bildhauerei aus Zeit bezeichnet –sind jedoch dessen beeindruckende und geduldige, nahezu hypnotisierende Einstellungen und bewusst gesetzte Tonspuren, die sich rätselhaft zwischen die Handlungsabschnitte einfügen: im Wind wiegendes Gras, Zeich-nungen da Vincis in einem vergilbten Buch, Orgelwerke Bachs, das Brennen eines Holzhauses im leisen Regen, das Bellen eines Hundes, ein aus dem Off erklingendes Gedicht ... ein Geheimnis folgt dem anderen, lässt etwas erahnen, aber nie bezeichnen. Was bleibt, ist ein stimmiges Ganzes, eine Atmosphäre, die dem fragenden Blick in sich selbst nahe kommt, durch den man wieder und wieder zu begreifen versucht, was die eigene Existenz nun eigentlich ausmacht: Ist alles unsterblich?   

Die Ausstellung versteht sich nicht als Retrospektive des Films, sondern die beteiligten Künstler wagen mit ihren spezifischen Medien einen aktuellen Blick auf dessen verschiedene Themenkomplexe. Die „Natur“ des Spiegels und dessen Kraft für Metaphern bildet Grundlage für assoziative Gedankenspiele. Tarkowski selbst befasste sich zeitlebens mit der Schöpfung von Wirklichkeiten nach freien Motiven. Durch Ausstellungen wie diese bleibt seine Gedankenwelt lebendig, denn Kreativität ist unsterblich.

Julia Kiss

[1] Andrej Tarkowski. Film als Poesie – Poesie als Film. Maja J. Turowskaja/ Felicitas Allardt-Nostitz, Bonn 1981, S. 81

ZUM FILM "DER SPIEGEL"

Andrej Tarkowskis (gest. 1986) filmisches Gesamtkunstwerk „Der Spiegel (russ.: Serkalo/ Entstehungsjahre 1973/74) stellt eine Rückblende des Filmpoeten auf dessen prägende Kindheitserlebnisse dar.

Dabei stehen sich individuelle Ereignisse sowie kollektive Erinnerungsmomente gegenüber und werden durch unterschiedliche Materialien wie beispielsweise Szenen in Anlehnung an die Familiengeschichte Tarkovskis, poetisch-bildhaft wirksame Sequenzen metaphysischer Natur, dokumentarisches Filmmaterial, Gedichte seine Vaters und Musikstücke Bachs deutlich gemacht.

Der Film folgt jedoch nicht den typischen Schritten einer Nacherzählung, sondern der Filmkünstler verwebt nach eigenen Zeitgesetzen Vergangenes, Gegenwärtiges sowie Traumhaftes. Tarkowski nähert sich mit dem Spiegel dem Komplex von Zeit und Ewigkeit.

„Einerseits koexistiert die kleine Zeitdimension menschlicher Einzelschicksale mit der großen Zeitskala, nach der sich Geschichte bemißt, andererseits wird die historische Zeit auf dem Hintergrund von Naturphänomenen gesehen, welche die Zeiten überdauern.“

(Andrej Tarkowski. Film als Poesie – Poesie als Film. Maja J. Turowskaja/ Felicitas Allardt-Nostitz, Bonn 1981, S. 81)

kunstbahnhof v. 2/2008