DRESDNER NACHICHTEN
Viele Grüße von der A4
Kunstprojekt widmet sich den Themen Fahren und Geschwindigkeit
Mehr als 150 Folien hängen von der Decke der Ausstellungsräume. Darauf sind Fotos von Installationen und Collagen zu sehen, in denen eine Autobahn über einen kleinen Teich führt oder eine Schnellstraße durch einen hölzernen Torbogen. Auf jeder Folie ist neben der Fotografie ein Brief mit der Anrede "Liebe Antje" oder "Liebe Anke" abgedruckt. Darauf folgen Gedanken und Hinweise zur jeweils vorgestellten Idee.
Anke Binnewerg und Antje Seeger sind zwei Künstlerinnen aus Dresden. Sie haben sich über ein Jahr intensiv mit dem Thema "Transfer - Fahren und Geschwin-digkeit" auseinandergesetzt. Zu diesem Themenkomplex begannen die beiden im September 007 einen regelmäßigen wöchentlichen E-Mail-Austausch, um ihren Schaffensprozess schriftlich festzuhalten. "Wir wollten künstlerische Entstehungs-prozesse sichtbar machen, um für Außenstehende das Verständnis für zeitge-nössische Kunst zu erleichtern" sagt Antje Seeger. Sie arbeitete vor dem Hintergrund der Analogien "Fahren und Schreiben", sowie der "Ferne als Ersatz für Religion". Sie begann mir der Kartierung von Fahrtenbuchzeichen und startete den Versuch, eine Schrift des Fahrens zu entwickeln. Computergrafiken, Papier-skulpturen und Minifilme sind das Ergebnis ihres einjährigen Schaffensprozesses. In dieser Zeit hatte sie beispielsweise Postkarten von Autobahnen und Bundes-straßen gedruckt und diese an einer Aral-Tankstelle verkauft. "Grüße von der B6" steht auf einer dieser Karten gechrieben. Der Text ist umgeben von Fotos der eintönigen Straßenverläufe.
Ihre Partnerin Anke Binnewerg erarbeitete hauptsächlich Fotomontagen, Skulptur-modelle, sowie Installationsideen für den Innen- und Außenraum. Sie versuchte die unsichtbaren Bedeutungsinhalte von Örtlichkeiten zu begreifen und sichtbar zu machen. Oft verband sie Fluss und Straße. Dabei spielte die Verwendung von Glas, Spiegeln und Wasser eine große Rolle.
Christian Matthea, Dresdner Nachrichten, 48. KW 2008.