2005 FENSTER-WAND-BODEN. PRESSEECHO

DNN

Fenster, Wand, Boden

Seit einigen Jahren dient der Senatsaal der Hochschul für Bildenden Künste Dresden in unregelmäßigen Abständen Studierenden und Absolventen, aber auch Professoren der Einrichung , für kurzzeitige Gruppenpräsentationen. Diesmal setzen sich Anke Binnewerg, Susanne Kaiser und Heike Keller in ihrer Präsentation "Fenster, Wand, Boden" mit dem Raum auseinander. "Frozen song" (2005) nennt Anke Binnewerg, die in der Fachklasse von Ralf Kerbach studierte und in Vilnius ein Gaststudium im Fachbereich Glasmalerei absolvierte, ihre Glasinstallation. In die Fensterstruktur hat sie pinkfarbene Streifen und nichtgefärbte, teils satinierte Glasteile eingesetzt, so dass eine Art konstruktives, plastisches Bild entsteht, das den Blick auf die umgebende Landschaft teils versperrt und obendrein ein wenig an Vereisung erinnert.

Mit einzelnen Teilen, blauen "Bruchstücken" (2005), hat man es auch bei Heike Kellers Papierpulparbeit zu tun, die sich wie "Eisschollen" über das Parkett verteilen. Ein wenig erinnert das an einen zugefrorenen See, wobei die Schollen, dank des Parketts darunter, zugleich ein Bild von Brüchigkeit assoziieren. Die Meisterschülerin von Elke Hopfe hat nach Studien in Dessau, Bremen von 2001 bis 2004 an der HfBK die Fachklasse von Ralf Kerbach absolviert.

Die vielleicht eindrucksvollste Arbeit der kleinen Ausstellung sieht man nicht sofort. Susanne Kaiser Video "Die Entscheidung" (2003/04) ist in einem Kubus versteckt. Die Künstlerin, die in Dresden unter anderem bei Lutz Dammbeck studierte und seit 2002 in Leipzig bei Tina Bara und Alba D'Urbano sich weiteres Rüstzeug holte, zeigt sich beim Ausbruch aus einem Raum - dem Kubus vergleichbar, in dem ihr Video läuft. Es strahlt eine große Intensität aus, die den Betrachter mitfiebern lässt, dass der Ausbruch gelingen möge. Wer zuerst das Video ansieht, spürt ein inneres Band zu den anderen beiden, weniger ambitionierten Arbeiten. Das Fenster erscheint dann als eine Art "Wand", nur etwas "brüchiger", ähnlich der Boden. Brüchigkeit und "Anrennen" gegen die Wände - sicher nicht nur Empfindungen, die Künstler haben können. Die vom Studentenrat gesponserte Ausstellung lädt ebenso wie die Schau "Kaleidoskope - Fiktionen von Kunst und Wissenschaft (Oktogon) noch bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr, in die Hochschule ein.

Lisa Werner-Art, DNN-online, Juni 2005

PLUSZ

Video und Installation

Raum-Forscherinnen


Drei junge Künstlerinnen erkunden den Raum. Heike Keller widmet sich dem Raumteil "Boden", auf dem sie blaue Papierpulp-Schollen treiben lässte. Die dabei entstehenden Zwischenräume erscheinen in neuen Dimensionen.
Susanne Kaiser inszeniert in ihrer Videoinstallation "Die Entscheidung" Handlungen wie den Ausbruch aus einem Raum. Ihre Ausstellungsfläche "Wand" erweitert sie damit um soziale Aspekte.
Glas ist das derzeit bevorzugte Material von Anke Binnewerg. Dementsprechend beschäftigt sie sich mit dem Raumteil "Fenster". Sie benutzt die Fläche gleichzeitig als Bildträger und Blickversteller.

PluSZ, 23.06.05, S. 12.

kunstbahnhof v. 2/2008