ARRAS PREIS 2010. Presseecho

DNN

UM in der Gegenwart leben zu können"
Der Arras-Kunstpreis 2010 geht an drei Frauen: Avatara Ayuso, Anke Binnewerg und Susan Donath

Der Preis ist unter den Ehrungen für Kunst und Kultur sicher keiner der ganz großen, berühmten. Doch speziell für die Stadt Dresden besitzt er einen besonderen Wert und das spürt man auch in den jeweiligen Jury-Entscheidungen. Am Wochenende ist im Festspielhaus Hellerau der Kunstpreis  der Hanna Johannes Arras Stiftung 2010 vergeben worden, und er geht in diesem Jahr an drei junge Künstlerinnen, die bezeichnenderweise mit Dresden eng verbunden sind. Denn das ist auch eine der wenigen Bedingungen für die Würdigung, dass sie der "Fürderung von Künstlern und Projekten der Kunst im Raum Dresden" dienen soll. Und sie versteht sich dabei als eine Art Stipendium, möchte "Künstler in ihrer kreativen Arbeit unterstützen".
Die vor zwölf Jahren von Dr.jur. Gerth Arras in Erinnerung sowie Würdigung seiner mit Dresdenb eng verbundenen Eltern Hanna und Johannes Arras errichtete Stiftung vergibt jährlich seit dem Jahr 2000 (mit Ausnahme von 2005) den Arras Kunstpreis, und es ist erfreulich - wie auch bei der diesjährigen Preisvergabe nicht zu übersehen - dass sich die nachfolgenden Generationen engagiert der verdiensvollen Aufgabe widmen. Auf Wunsch der Familie unterstützt die Stiftung seit 2006 besonders die Förderung jüngerer Künstler in der Geburtsstadt von Johannes Arras und vor allem auch spartenübergreifende Projekte. Bekanntlich besitzen private Stiftungen für Kunst und Kultur in Dresden (und für Dresden) eine begreifbare Tradition, und tief verwurzelt ist auch der Gedanke, gegenwärtiges Kunstschaffen in seiner Entwicklung tatkräftig wahrzunehmen.
In diesem Jahr geht der mit jeweils 5000 Eiro dotierte Kunstpreis der Hanna Johannes Arras Stiftung an die spanische, in London wie auch in Dresden wirkende Künstlerin und Choreographin Avatara Ayuso sowie an die beiden Bildenden Künstlerinnen Anke Binnewerg und Susan Donath. Somit an drei Frauen, was es bisher in der Stiftungsgeschichte noch nicht gegeben hat, wie Stefan Arras den Gästen der Preisverleihung auf launige Weise mitteilte. Eine Besonderheit ist ebenso, dass erstmals bei der Vergabe auch der Tanz eine Rolle spielt - bisher hatte es Preisträger in den Bereichen Bildende und Gestaltende Kunst, Literatur und Literaturwissenschaft, Musik und Instrumentenbau sowie Architektur und Denkmalschutz gegeben.
Diese neue Gewichtung kommt nicht von ungefähr und schon gar nicht in Anbetracht dessen, dass Dieter Jaennicke zu den Juroren gehört, der sich als künstlerischer Leiter  von Heller - Eropäisches Zentrum der Künste Dresden bemerkenswert für den Tanz einsetzt. In seiner Laudation für Avatara Ayuso, die mit dem D.A.N.C.E.-Programm an der Palucca Schule Dresden - Hochschule für Tanz gekommen ist und 2009 mit hervorragender Ressonanz ein Tanzplan-Projekt im Festspielhaus realisierte, erinnert er eindringlich an diese Arbeit. Und zitiert dabei Carmen Mehnert, die in Hinblick auf die von ihr dramaturgisch begleitete Produktion "Looking Backward to To-Morrow" von einer Spurensuche spricht, einem bewegten "Nachdenken über Vergangenheit und Zukunft um in der Gegenwart leben zu können". Avatara Ayuso, so Dieter Jaenicke, verbinde die Energie einer jungen Künstlerin mit der Erfahrung einer exzellenten Tänzerin (das hat sie zur Preisvergabe auch gleich mit einem Solo beweisen können), einem großen kreativen Talent, beeindruckender Ernsthaftigkeit von Recherche und research, Überzeugungsgabe und Beharrlchkeit, das alles mit mediterranem Temperament,außergewöhnlicher Professionalität und einer großen Gestaltungsgabe. Und Jaennicke gibt bei der gut besuchten Veranstaltung im Großen Saal vom Festspielhaus auch preis, wie Avatara Ayuso auf die Würdigung reagierte: Super, dann habe ich ja etwas Geld, um die nächste Produktion zu finanzieren!
Die beiden Bildenden Künstlerinnen Anke Binnewerg und Susan Donath waren nach ihrem Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden - Anke Binnewerg machte ihr Diplom bei Ralf Kerbachg und Susan Donath bei Eberhard Bosslet - jeweils auch noch Meisterschülerinnen von Christian Sery.Un sie haben es geschafft, sich schon seit geraumer Zeit vor allem als freischaffende Künsterinnen mit unterschiedlichsten Projekten durchzubeißen. Jeder weiß, dass es dafür sehr viel Mut, Einfallsreichtum und auch ein gerüttelt Maß an Beharrungsvermögen braucht.
Auch bei ihren Arbeiten, die sich immer wieder auf den Öffentlichen Raum beziehen und mit denen sie - oft gemeinsam und sich in ihren Möglichkeiten ergänzend - ein waches Wahrnehmen provozieren wollen, geht es permanent um das anregende Schärfen der Sinne, des Intellekts.  Und sie forcieren in der Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Zukunft nicht minder auch ein Nachdenken über die Gegenwart. Darüber spricht in ihrer Laudatio Ingrid Scheurmann mit deutlicher Hochachtung und sie nennt auch diverse Beispiele, mit denen die beiden Künstlerinnehn in der Öffentlichkeit wirksam geworden sind. Wollte man diese alle nennen und beschreiben, könnte man schon Bücher füllen, und vielleicjht schafft es die gemeinsame Würdigung mit dem Arreas Kunstpreis auch, dass beide in ihrer Engagiertheit noch mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung finden.

Gabriele Gorgas
Dresdner Neueste Nachrichten, 1. November 2010

kunstbahnhof v. 2/2008